Weitere Flugschriften zum Fall Peter Stump 1589
A:
Philipp Uffenbach 1589
B: Johann Negele 1589
C: Lucas Mayer 1589
D: Flugschrift Antwerpen 1589
E: Kölner Flugschrift von 1589
F: Zu einer Dänischen Flugschrift
1591
A: Philipp Uffenbach
(Datierung: 30.octob. 1589)
Nach Schopen womöglich Franz Hogenberg zuzuschreiben.
(Franz Hogenberg (1558-1610) gibt ca. 400 Blätter über
deutsche, niederländ., franz., engl. und ungarische
Ereignisse heraus; zumeist mit Kurzversen, für die er sich
auf Augenzeugen beruft.
Vgl. Karl Schottenloher, Flugblatt und Zeitung. Berlin 1922,
2.Bde., Neudr. München 1985, Bd. 1, S. 284)
Aus dem Thesaurus Pictuarium des Marcus zum Lamm.
Graviert in 4 Spalten; 16 Knittelverse
Text:
(1)
Bey bedbur in dem selben land;
hab ich mich jn ein Wolff verwandt
mein leben ein Weil hingebracht
mit Zauberey Gott hab veracht
(2)
Dem bösen Ich mich Vbergeben
Vnd Vil genomen hab dats leben
Dan Ich dreyzehin Kinder klein
als Wolff zerrissen hab allein
(3)
ZWo farwen vnd ein man dartzue
damit ich aber Kein Rhue
Dan Ich mein tochter auch beschlieff
Vnd sunst mit frawen hat geriff
(4)
Biß Ich den maister hanß zutheil
der mich mit Zangen schwert vnd beihl (?)
also du siehst tractiert hat
Vnd mich gesetzt auf ein Rath
1589
Notat des Marcus zum Lamm zu diesem Blatt:
ANNO MDLXXXVI. Ist bey Bedbur ein Zauberer geweßen STVMP PETER genant, welcher sich in einen WOLF verwandelt vndt in solcher gestalt selbigen ort vnndt Landts 13. kinder, zwo Frawen vnndt einen Man zerrissenm wie auch seine leibliche dochter beschlaffen, vnndt mit anderen weibsbilderen vnsägliche schandt vnnndt Laster, neben sonst allerlei vnsäglichem Mutwillen geübet vnndt getriben hatt. Desdwegen er dan den XXXI. Octobeis desselben Jars, mit vnderschiedlochen Straffen nach außweisung der beigefügten Figur, vom Leben zum todt gerichtet worden ist. (Hs. 1971, Bd. 24, fol.4r und v)
(Standort: Darmstadt, Hess. Landebibl.u.Hochschulbibliothek. HS 1971, Bd.24,fol.5; dort das Kupfer allerdings mit Textverlust)
B: Johann
Negele
(Augsburg 1589)
Warhafftige vnd wunderbarliche Newe zeitung/von einem
Bawren/
der sich durch Zauberey/deß Tags siben st(u)nnd zu einem
Wolff verwandelt hat/vnd wie er darnach
gericht ist worden durch den Cölnischen Nachrichter/den
letzen October im 1589. Jar.
Fünfspaltiger Text:
(1)
Vier Mayl von Cöln wohl bekandt/
Ein Flecken ligt Bedbur genandt.
Alda ein Bawr gericht wardt/
Der an sich het ein Teüflisch art.
Schröcklich ist es zu hören an/
Ein gürtel heet der selbig Man.
Wann er sie vmb seinen Leib thet/
Verwandelte er sich an der stedt
In eines grewlichen Wolffs gestaldt/
Vnd luff also hin in den Waldt.
All Tag vnd weret siben stund/
Sein verwandlung wie dann ist kundt.
Nun gieng eines Abents auß dem Wald/
Ein Bawr der wart dem Wolff bekand
In dem der Wolff fraßlich in geferd/
(2)
Gar bald der Bawr zucket sein Schwerdt
Vnd schlug dem Wolff ein Dapen ab/
Der Wolff gar bald die flucht gab.
Der Bawr hub auff den Dapen bald
Drug in bald heim sagt die geschicht/
Sein Nachbauren woltens glauben nicht/
Den Wolffs Dapen wolt er ziehen rauß
War eines menschen Hand worden drauß
Der Wolff kam heim zu hauß versteht.
Vnd wur gar kranck legt sich zu Beth.
Nach dem sein Nachbawr jn besucht/
Was jm da wär vnd der verrucht.
Petter Stump bald zu im sprach/
O Nachbawr wist das ist den Tag
Rechten der grosse Wolff war/
(3)
Der euch hat angeloffen gar/
Vnd jr habt mir dhand abgeschlagen
Ich bit thut daruon gar nichts sagen
Dem Teüffel ich mich hab ergeben/
Das ich mit Zauberey mein leben.
Nach dem der Nachbawr heim kam
Sagt seiner Frawen auch daruon/
Die es auch darnach offenbart.
Biß das es gar lautbrecht wart/
In seinem Beth hat man jn gefangen
Den Petter Stump wohl mit verlangen
Da man jn peynlich hat gefragt.
Darauff ers solches alles sagt/
Ermord hab dreyzehn Kinder klein
Drundert den eygnen Sune mein
(4)
Ir Hirn gefressen vnd zerspalten/
Darneben vmbracht auch drey Alten/
Dem Vich ich auch gar schedlich war
Gebult hab fünff vnd zweyntzig Jar.
Mit einer laidigen Teüfflin eben/
War mein Gefaterin darneben/
Hab bschlaffen auch die Tochter mein
Vnd auff solches die Vrgicht sein/
Hat man jn auff ein Rad gesetzt.
Zehen zwick gab man jm zu letz/
Mit einer Hacken muß ich sagen.
Thet man sein Händ vnd Füß abschlagen
Den Kopff man jm abgschlagen hat
Vnd steckt jn hoch auff ein Rad/
Ein Wolff macht man jm drauff eben
(5)
Weil er gefürt ein Wolff leben/
Darnach der Cölner man verbrendt
Vnd auch sein Tochter an dem endt
Vnd sein Gefater auch darbey/
Hat man verbrandt alle drey.
Welches yedem ein Exempel sey/
Zu meyden solche Teüffeley/
Gottes Gericht nicht schläfft fürwar
Als man schreibt 89. Jar/
Den letzten October ist geschehen
Was man hie thut vor augen sehen.
Zu Augsburg / bey Johann Negele Brief=
maler / im kleinen Sachsengäschlin.
C: Lucas
Mayer
Nürnberg 1589
(Formschneider; tätig von 1566-1605)
Warhafftige vnd Wunderbarlich / Newe zeitung von einem pauren / der sich durch Zauberey / des tags siben stund zu ainen wolff verwandelt hat / vnd wie er darnach gericht ist worden durch den Colnischen Nachrichter / den letzen October Im 1589 Jar.
Bis in Haltung, Gestik und Anordung der Personen
gleiche Motivgestaltung wie bei Negele;
eine etwas totalere und weniger ausgestaltete
Bildkomposition.
Auch der 5spaltige Text ist identisch mit dem Blatt
Negeles;
mit leichten orthographischen und typographischen
Abweichungen.
Druckvermerk:
"gdruckt zu Normberg bey Lucas Mair Formschneider hinder
Sand Katterinna".
___________________________________________________________________
vgl. zu diesen Blättern:
W. Harms: Deutsche illustrierte Flugblätter des 16.
und 17. Jahrhunderts. Tübingen 1985ff., Bd. IV, S, 412.
Harald Sipek: "Newe Zeitung" - Marginalien
zur Flugblatt- und Flugschriftenpublizistik In: Harald
Siebenmorgen (Hg.): Hexen und Hexenverfolgung im deutschen
Südwesten. Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen
Landesmuseums Karlsruhe. 2Bde., Karlsruhe 1994, Aufsatzband 2/2,
S. 85-92.
D: Flugschrift Antwerpen 1589
Jan van
Ghelen
In dieser achtseitigen Flugschrift wird von mehreren
Fällen berichtet:
- Ellwangen
- Merghendale
- Waterstaadt
- Nördlingen
- Trier / vom Fall Flade sowie einem Geistlichen aus einem
zu St.Maximin gehörtenden Dorf bei Trier.
- als letzte Fall (Seite 7 und 8) findet das Verfahren
gegen Peter Stump Erwähnung.
Mitte Seite 7 zum Fall Stump:
Seite 8
E: Kölner Flugschrift von 1589
Eine in zahlreichen Passagen
gleichlautende, aber weniger umfangreiche Flugschrift (Bezug
auf die gleichen Ereignisse wie der oben unter D dargestellte
Antwerpener Druck), wurde 1589 durch Niclas Schreiber
„zu Cölln / vnder Sechszehn heusern“ gedruckt.
Klaus Graf hat im März 2005 die Mailingliste
„Hexenforschung“ auf eine digitalisierte Version
dieses Druckes, der meines Wissens in der Fachliteratur
bisher nicht erwähnt wurde, aufmerksam gemacht.
http://digbijzcoll.library.uu.nl/nl/lees_gfx.asp?W=On&BoekID=335
}
* Der Zugang zur University Library Utrecht hat sich wohl
geändert.
Aber auch die Uni- und Landesbibliothek Halle verfügt über
ein Digitalisat:
http://www.zvdd.de/dms/load/met/?PPN=urn%3Anbn%3Ade%3Agbv%3A3%3A1-108404
Titel: Warhafftige und
erschreckliche Beschreibung, von einem Zauberer (Stupe Peter
genandt) der sich zu einem Wehrwolff hat können machen,
welcher zu Bedbur ( vier meilen von Cölln gelegen) ist
gerichtet worden, den 31. October, dieses 1589. Jahrs, was
böser Thaten er begangen hat ...
Während das Antwerpener Blatt den Fall Stump auf den
letzten Seiten erwähnt, hat ihn das Kölner Blatt wegen der
regionalen Nähe entschieden an den Anfang gesetzt. Unklar
ist, wie beide Ausgaben von einander abhängen oder ob beide
sich auf die gleiche (verschollene?) Vorlage beziehen.
F. Zu einer Dänischen Flugschrift
Im Jahre 1591 folgt eine Übersetzung der Londoner Flugschrift ins Dänische:
"En forskreckelig oc sand bescriffuelse om mange
troldfolck som ere forbrends for deris misgierninger skyld
fra det aar 1589."
Flugschrift im Verlag Laurentz Benedicht, Kopenhagen 1591.
Neuedition:
"En forskreckeling oc sand bescriffuelse om mange
troldfolck; som ere forbrends for deris misgierninger skyld,
fra det aar 1589"; Biancos lunos bibliofil udgaver,
Kopenhagen 1921.
*****
Zur Londoner Flugschrift von 1590