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Hier finden Sie etwas über den Familiennamen LOREY
sowie einige genealogische Fragmente zu einer
Lorey-Sippe aus dem Fränkischen
.

Zum Namen LOREY
von Elmar M. Lorey

Es gibt nicht viele Leute, die sagen können, dass sie ein Y in ihrem Namen haben. In der Tat kommt der 25. Buchstabe des Alphabetes im Deutschen - von Ausnahmen wie Loreley abgesehen - meist nur in Fremdwörtern vor; dann meist mit dem Lautwert ü, seltener j. Wir halten es freilich lieber mit dem ei, auch wenn uns das in der Jugend so manche Frotzelei eingebracht hat. Denn immerhin lässt sich LOREY als deutscher Familienname zurück bis ins späte Mittelalter nachweisen. Damals schrieb man freilich auch noch “nun far hyn yn alle lande”. So selten, wie man auf den ersten Blick meinen könnte, ist der Name dennoch nicht. In der Mitte Hessens und im Fränkischen, vor allem in der Würzburger Region, finden sich auffallende Häufungen. Mit Fluktuation und Flexibilität, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzten, hat sich der Name allerdings mittlerweile fast über die gesamte Republik verbreitet. (Vom Ausland wird später noch die Rede sein.)
Dennoch - so scheint es zumindest - entstammen womöglich alle Loreys in Deutschland zwei Clans, von denen der eine ehemals im Hessischen und der andere im Fränkischen (zuvor gar Bayerischen ?) zuhause war.

1759 ist Johann Lorey Taufpate bei seinem EnkelDer Älteste der Lorey-Vorväter aus der fränkischen Sippe, der bisher zu ermitteln war, ist in den Jahren um 1690 geboren. Sein genaues Geburtsdatum liegt noch immer im Dunkel der Geschichte. Er hieß Johann Lorey und übte - wie gleichfalls einige seiner Söhne und Enkel - den Beruf eines Baders aus. Zusammen mit seiner Frau Eva Barbara erscheint er (bisher !) als Gründer einer weit verstreuten - und zumeist ganz unverbundenen - Sippe, deren Lebensumstände sie vom Fränkischen Weinland bis hin zum Rhein und auch weit darüber hinaus geführt haben. Gut zehn Generationen sind seither vergangen.

Der Name LOREY leitet sich nach Ansicht der Namensforscher von Laurentz, Laurenz und Lorenz ab. (Doch einigen anderen Deutungen werden wir auch noch begegnen.) Danach ist der Name römischen Ursprungs und seit der Christianisierung bezieht er sich auf jenen Heiligen, der im 3. Jahrhundert sein Leben auf einem Rost beendet haben soll. Sein Fest wird am 10. August gefeiert und er gilt als Patron der Bibliothekare und - wegen seines souveränen Umgangs mit hohen Temperaturen - auch als der Patron aller Bäcker, Köche, Köhler und Glasbläser. Auf alten Darstellungen wird er stets mit einem Rost dargestellt. Darüber hinaus sind in den einschlägigen Publikationen keine präziseren Auskünfte zur Entstehung des Namens zu finden. Dabei ist er ja keineswegs so selten, wie man zunächst anzunehmen geneigt ist.

Das deutsche Telefonbuch von 1997 beispielsweise kam immerhin auf 384 Einträge. Die "Halbert's Family Heritage Inc., Ohio" (USA) - eine Gesellschaft, der wegen ihres primär kommerziellen Interesses von den Familienforschern freilich nur ein beschränktes Maß an Seriosität zugeschrieben wird - veröffentlichte in ihrem 1995 erschienenen "Lorey-Familien-Weltbuch", detaillierte Anschriftenlisten, in denen Träger des Namens in zahlreichen Ländern nachgewiesen werden. Nach Bundesstaaten aufgeschlüsselt, erschienen allein für die USA weit über 250 Einträge, davon gar zwei auf Hawaii. Für Deutschland fanden sich 249 Nennungen. In französischen Adress- und Telefonbüchern taucht der Name 45 mal auf und im Internet stößt man schnell auf die Einladungsseite eines Hotels mit Namen "Chateau Lorey". Großbritannien erscheint im genannten Familien-Buch immerhin noch mit 25, Australien mit 6, Kanada mit 5, Österreich mit 2 Nennungen. Schweiz und Italien sind jeweils noch mit einer Nennung vertreten, wobei Signora Kerstin Waltraud Lorey in Riva Del Garda unzweifelhaft deutscher Abstammung sein dürfte. Zur Genese des Namens verschwendet das genannte Buch freilich kein einziges Wort, was uns Anlass gibt, dem möglichen Ursprung hier einwenig nachzuspekulieren.

LOREY bereits in mittelalterlichen Quellen

Die Schreibweise des Familiennamens LOREY, vor allem die Schreibweise mit "y" erweist sich schon früh als stabil. Erstaunlicherweise wird ausgerechnet in der relativ orthographiefreien Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts daraus häufig Lohrei und Lohrein, mitunter zusammen mit der Schreibweise Lorey im gleichen Dokument, auch wenn dabei ein und dieselbe Person gemeint ist.
Der älteste bisher auffindbare Beleg für die Schreibweise Lorey ist in einer Güterbeschreibung aus dem Jahr 1300 (ohne nähere Datumsangabe) bezeugt. Es geht um ein kirchliches Hofgut in dem Dorf Breckenheim, das heute als östlichster Stadtteil zu Wiesbaden gehört. Hier wird ein Bauer namens Lorey (ohne Vorname) erwähnt, der dem Hofgut ein Stück Ackerland am "Eppensteyner" Weg verkauft hat. [Quelle: Stadtarchiv Mainz, U / 1300 / III (in 13 / 287)].
In einem weiteren Dokument vom 29. August 1364 erscheint ein Zeuge Lorey, der im Gegensatz zu den anderen Zeugen ebenfalls ohne Vornamen aufgeführt ist. Testiert wurde das Dokument im benachbarten Dorf Nordenstadt, das heute auch zu Stadt Wiesbaden gehört. (Quelle: Stadtarchiv Mainz, U / 1364 August 29)
Weitere Dokumente aus dem 15. Jahrhundert deuten darauf hin, dass in den Dörfern im östlichen Einzugsbereich von Wiesbaden offensichtlich eine Lorey-Sippe verbreitet war. So erscheinen beispielsweise 1443 ein "Henne Lorey und seine Hausfrau Grede mit den Kindern Henne, Grede und Elßlin" im benachbarten Dorf Igstadt. (Quelle: Stadtarchiv Mainz, U / 1443 Dezember 21 / I) Die Namesschreibung der Sippe war offensichtlich so eindeutig, dass sie sogar in die Breckenheimer Flurnamen eingegangen ist: "under Lorey". (Quellen: Stadtarchiv Mainz, U / 1368 Juni 19 (in 13 / 287) und Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 331, Urkunden Nr. 93.)

Auch im Dreiländereck Franken, Thüringen und Hessen ist der Name LOREY in dieser Schreibweise belegt: Beispielsweise ein Vikar Konrad Lorey (1503) in Schmalkalden-Meiningen oder ein Magister Andreas Lorey (1619) in Bad-Frankenhausen. Von der fränkisch geprägten Stadt Schmalkalden im Süden des Freistaates Thüringen, die 1335 das Stadtrecht von Gelnhausen erhielt, lässt sich leicht auch eine Linie zu einer weiteren Lorey-Sippe ziehen.

LOREY und die Brüder Grimm

Ein weiterer Nachweis für diese frühe Schreibweise findet sich in Jakob Grimms mehrbändiger Weistumsammlung. (Göttingen 1842) Jakob ist einer der berühmten Märchen- und Sagensammler, der "Gebrüder Grimm", und er hatte damit begonnen, deutsche Rechtssammlungen zusammenzutragen, die teilweise bis ins frühe Mittelalter zurückreichen. Der Begriff "Weisthum" leitet sich von (hin-)"weisen" und "wissen" ab und beschreibt eine Rechtspraxis, die sich im Zuge der Verschriftlichung der mitteleuropäischen Kultur einzubürgern beginnt. In ritualisierten Versammlungen wurde bisher mündlich überliefertes Recht nunmehr schriftlich niedergelegt. Die Betroffenen, darunter auch die Bewohner von Dörfern oder ganzer Regionen - wie etwa die Rheingauer im Jahre 1324 - setzten sich zusammen, um "Weisung zu tun" von traditionellen Rechten und Pflichten, die bisher von den Vorfahren nur mündlich überliefert worden waren und auf deren Erneuerung und Bekräftigung sie großen Wert legten. Auf diesem Wege entstand Die Grimmsche Quelle
eine neue Rechtssicherheit, die vor allem bei nachbarschaftlichen Streitigkeiten, bei Auseinandersetzungen mit neu geschriebenem Gesetz oder mit der Obrigkeit eine wichtige Rolle spielte.

Im dritten Band seiner "Weisthümer" gibt Jakob Grimm einen Text wieder, der am 17. Januar 1460 im Haus des Schreibers Heyntz Lorey in Illhausen abgefasst wurde, einem heute verschollenen Dorf bei Gelnhausen, ehemals nördlich der heutigen Gemeinde Birstein gelegen. Unter dem guten Dutzend von Zeugen, die "Weisung taten", ist auch noch ein Arnold Heyntzen Loreyn vertreten, was den Namen auch damals schon nicht gerade als Seltenheit in dieser Region erscheinen lässt. Dass er freilich auf entschieden ältere Ursprünge zurückreicht und bereits bei den Römern gebräuchlich war, werden wir noch sehen.

In der Zeit zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert kommt es zur Festschreibung der heute anscheinend so alten Familiennamen. Häufig leiten sie sich vom Namen der Häuser ab, für die es eine Nummerierung im heutigen Sinne kaum gab. Sie trugen stattdessen zumeist bildreiche Namen. Häufiger aber griff man zu Berufstätigkeiten oder zur Handelsware des Betroffenen, oder der Namensträger entschloss sich selbst, seinen Spitznamen zu übernehmen, weil der sich nun einmal eingebürgert hatte.
Bei einem Name wie "Sauerwein" beispielsweise, der heute kaum jemanden mehr veranlassen würde, den Träger mit einem üblen und handwerklich schlecht beleumdeten Weinwirt in Verbindung zu bringen, war vielleicht auch Resignation im Spiel. Damals galt sein Wein womöglich als schlecht, so dass sich Nachbarn und Mitbewohner einfach weigerten, einen anderen Namen zur Kenntnis zu nehmen. Dass eine solche Ableitung auch bei dem Namen LOREY nicht ganz ausgeschlossen ist, werden wir noch sehen. Bei Herrn "Sauerwein" könnte es aber auch so gewesen sein, dass er ein Spezialist für Agrest/Verjus war, ein gewitzter Winzer also, der die Köche mit dem Würzmittel aus dem Saft unreifer Weinbeeren versorgte, der ab dem 14. Jahrhundert so beliebt wird und von den Winzern bis ins 18. Jahrhundert produziert wurde.
(Hier kann man mehr zu diesem Würzmittel erfahren, das seit der Jahrtausendwende überall auf der Welt gerade wiederentdeckt wird.) Dann war "Sauerwein" eben doch der wohlbeleumdete Name für einen Spezialisten, der sich selbst nach seinem Warenangebot benannte. Nach anderen volksetymologischen Deutungen gehen Familiennamen auf "-wein" (wie Trautwein, Reichwein oder Leuterwein) auf das germanische Rufnamenglied "-wini" (= "Freund") zurück.

In den Quellen des 16. Jahrhunderts jedenfalls lässt sich die Schreibweise immer wieder nachweisen. So verkaufte am 9. September 1574 ein Weitzel Lorey zu Soden ein Haus daselbst an Johann v. Hutten für 99 Gulden. (Quelle: Repertitorium des Hessischen Staatsarchivs Darmstadt, Bestand F1, unter Nr. 3. Angelegenheiten einzelner Familien, S. 133. - Sign. 104/3.) In der Röhn-Gemeinde Wiesenthal ist z.B. die Sippe des Gastwirtes Matthias Heinrich Lorey, der 1653 aus Bad-Salzungen zugezogen war, bis ins 20. Jahrhundert nachweisbar. (Quelle: Hjalmar Carlsson: Wiesenthal in der Rhön. Ein Heimatbuch o.J. (1933) Herrenhut; Neudruck 1993, S. 144)
Auch im Internet stößt man heute auf genealogische Nachrichten-Seiten, in denen amerikanische Bürger ihre deutschen Lorey-Vorfahren aus dieser Region bekannt machen. Darunter einen Johannes Lorey, der im 17. Jahrhundert in "Sprendlingen" (welcher der vielen Orte dieses Namens gemeint ist, bleibt unklar) den angesehenen Beruf eines Richters ausübte. Aber schon seine Kinder waren nach Amerika ausgewandert.
Auch in der Hessischen Grafschaft Isenburg lässt sich eine starke Verbreitung des Namens nachweisen. Aus den Dörfern Wittgenborn, Spielberg, Gettenbach, Breidenborn und anderen Orten finden sich zahlreiche Loreys auf den Listen der Auswanderer, die auf Einladung der deutschstämmigen Zarin Katharina II. in den Jahren 1763 bis 1787 nach Russland auswanderten, um die Steppengebiete an der Wolga zu kultivieren.

Der Clou mit der Badewanne

In der mittelhessischen Region ist der Name LOREY also schon zum Ausgang des Mittelalters in der jetzigen Schreibweise vertreten, und aus dem Gebiet um Gelnhausen stammt auch jene Sippe, die ihn zumindest im Rhein-Main-Gebiet zu einer
relativen Bekanntheit gebracht hat. Gemeint ist das Haushalts- und Einrichtungshaus Lorey mit seinem Stammgeschäft in Frankfurt und seinen Filialen in Wiesbaden (ehemals), Bad Homburg und Dreieich-Sprendlingen, auf das fast jeder Lorey in der Region schon einmal angesprochen wurde.

Der Namensgeber war zwar nicht der eigentliche Gründer des heutigen Unternehmens, jedoch gewissermaßen der erste Erbe. Johann-Georg Lorey war Neffe des Gründers Johann Christoph Braun und übernahm nach elfjähriger Lehrzeit und Wanderschaft durch Italien, Frankreich und die Schweiz 1837 die Frankfurter Spenglerei seines Onkels in der heutigen Borngasse. Der hatte seine Werkstatt schon im Jahre 1796 eröffnet, während in Frankreich gerade die Revolution raste. Später gab er sie dann an Johann-Georg Lorey weiter, der dafür sorgte, dass das Unternehmen sich auf feine Haushaltswaren ebenso spezialisierte wie auf die traditionellen Produkte des alten Spenglereigewerbes.

In den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts beschert der technische Fortschritt der Firma Lorey schließlich ein stürmisches Wachstum. Die Stadt Frankfurt erhielt in dieser Zeit Gas und ein Wasserleitungsnetz, und Johann-Balthasar, nunmehr schon ein Sohn des Johann-Georg Lorey, entwickelt eine pfiffige Idee. Seiner Kundschaft bietet er an, die noch sehr teuren Badewannen nicht zu kaufen, sondern zu einem akzeptablen Preis bei seinem Haus zu mieten. Ein Boom setzte ein, der dem Geschäft einen gehörigen Wachstumsschub verschaffte. Damit wurde ein Lorey zu einem - wie man heute wohl gerne sagt - frühen Vertreter der "Leasing-Philosophie". Die Familie ist indes auch politisch engagiert und in dem 1857 erworbenen Patrizierhaus in der Schnurgasse 13 führt man im Stil des bürgerlichen Humanismus ein Leben im öffentlichen Blickfeld. Nicht zuletzt weist man in der Familienchronik darauf hin, dass zwei Vertreter der Familie, nämlich ein Johann-Georg und sein Bruder Dr. med. Johann-Balthasar, mit Sitz und Stimme in der gesetzgebenden Nationalversammlung vertreten waren, die bis 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagte. Und damit hätten sie gewissermaßen an vorderster Stelle an den Geburtswehen der Demokratie in Deutschland teilgenommen.

Johanna Lorey, die Tochter des Johann-Balthasar, verehelicht sich 1905 mit dem Kaufmann Arnold Keller, der noch im gleichen Jahr die Leitung des Hauses übernimmt. Doch dann erlischt diese Lorey-Linie, auch wenn der eingeführte Name beibehalten wird. Er steht heute für eine ganze Gruppe von Unternehmen, in denen freilich kein Lorey mehr das Sagen hat. Einer der Vorfahren des jungen Spenglermeisters Johann-Georg Lorey (1807-1869) war der Buchbinder Johann-Balthasar Lorey (1666-1738), der aus der Gelnhauser Region stammte und möglicherweise mit dem im Illnhauser Weistum von 1460 genannten Lorey-Clan verwandt war.

LOREY - ein tolles Mittelchen ?

Werfen wir nun einen Blick auf die Möglichkeit, dass sich LOREY aus einer Art Spitzname abgeleitet haben könnte. Eine andere frühe Nennung von lorey taucht nämlich in einem auf den ersten Blick recht merkwürdigen Zusammenhang auf. Nach alten Gerichtsakten des Kölner Stadtarchives aus dem Jahre 1566 verkauft ein gewisser "Hans von Iperen, der seit Pfingsten ( ) im weyssen Creutz auf dem Brand logiert, Salben, Rattenkraut, Fleckenwasser ( ... ) und andere lorey". Und dieser fahrende Händler steht nicht im besten Ruf, wie man dazu bei Irsigler/ Lassotta (Bettler und Gaukler - Dirnen und Henker. Außenseiter in einer mittelalterlichen Stadt. München 1967) auf Seite 51 nachlesen kann. "lorey" steht hier gewissermaßen als Gattungsbegriff für "Mittelchen" und weist auf einen anderen Ursprung hin, der dem Namen Lorey zugrunde liegen könnte. Nach Ansicht von Arnold Lassotta, wissenschaftlicher Referent am Westfälischen Industriemuseum Bochholt, der zugleich ausgewiesener Kenner der Kölner Gerichtsakten des ausgehenden Mittelalters ist, lässt sich auch dieser Begriff von Lorbeer, lateinisch laurus, ableiten, was uns schnell wieder zu Laurentius führt. Genauer noch scheint ihm eine Ableitung vom Niederdeutschen Lor-olie = Lorbeer-Öl möglich.

Dieses grüne Öl von salbenartiger Konsistenz wurde gerade im 15. und 16. Jahrhundert von vielen Kräuterbuchautoren empfohlen. Es diente unter anderem zur Salbenherstellung, als Rheumamittel und zur Behandlung von Hauterkrankungen. Im Kräuterbuch des aus Bergzabern stammenden Arztes Theodor Tabernaemontanus (1520-1590) wird die Herstellung näher beschrieben. Noch bis ins 18. Jahrhundert findet sie nicht allein in Apotheken und bei den Ärzten statt, sondern auch in den Küchen von Badern und Barbieren, in den Laboratorien von Alchimisten und Bergbauingenieuren. Aber auch in Privathaushalten vermögender Leute werden unter der Aufsicht der Dame des Hauses solche Arznei- und kosmetischen Mittel hergestellt. Dazu werden die Lorbeerfrüchte zuerst in Wasser aufgekocht und dann, wie Tabernaemontanus schreibt, "thus in ein Sack / vnd trotts (drück) es aus / so findest du das Oel auf dem ausgetrotten Wasser empor schwimmen", so in der Bauhin-Ausgabe, Basel 1731, S.1363.
Empfohlen wird das Öl bei Hautproblemen, bei Flechten, "Masen / Räude und Unreinigkeit der Haut / ist gut denjenigen so hoch gefallen und etwas zerbrochen haben / äusserlich damit gesalbet." Nach einer anderen Stelle wird es zusammen mit Wein gar zur Behandlung des Tinitus verwendet: ”benimpt auch wie obgemelt / den schmerzen und das heulen oder singen der orn.”

Aus W.H.Ryff, Destillierbuch. Frankfurt 1545 p.206r

Neben der Behandlung von Blutergüssen dient das Lorbeeröl auch zur Bereitung von Klistieren, und bei Fieberanfällen sollte man den Rücken damit massieren, um den Schüttelfrost zu lindern. Dazu musste das Öl "mit starkem Wein oder Brandwein" vermischt und "warm eingerieben" werden. Ein Destillat aus den Beeren wurde auch innerlich gegen Blähungen verordnet sowie "in passionem colicam oder Bauchgrimmen", wie es bei Tabernaemontanus weiter heißt.

In unser schönes Erklärungsmodell von lorey (für "Mittelchen") und dem sympathischen Lorbeeröl gießt uns Dr. Eberhard Illner vom Kölner "Historischen Archiv" allerdings auch einen bitteren Tropfen. Mit Hinweis auf das mehrbändige "Deutsche Rechtswörterbuch", Weimar 1991 (Band 8, Sp. 1403f.) sieht er die Wurzel für lorey in dem alten Wort "lurren", aus dem sich "lore" und auch "lorelei" ableiten. Die Grundbedeutung von "lurren" liegt demnach bei "beweglicher Habe", allerdings mit "pejorativer Konnotation", also mit abwertender Bedeutung, wie Illner schreibt. Gemeint ist also der Beigeschmack von "Ramsch-, Kram- und Schmuggelware". Auch Lumpen und mängelbehaftetes Kleinzeug werden so genannt. "Ein Lurrendreher ist jemand, der mit zweifelhafter, betrugsverdächtiger Ware Handel treibt". Und das traf für den in den alten Akten erwähnten fahrenden Händler Hans von Iperen zweifellos zu.

Oder doch lieber römischen Ursprungs?

Auf die vom Lorbeerbaum abgeleitete Namensgebung weist aber schon der römische Schriftsteller und Naturforscher Plinius der Ältere hin (23-79 n.Ch.). Die geniale Plaudertasche, die trotz umfangreicher naturwissenschaftlicher Kenntnisse im Jahre 79 beim Ausbruch des Vesuvs ums Leben kam, hat uns eines der frühen Kompendien der antiken Naturkenntnis hinterlassen. Und weil er - aus allen möglichen römischen und griechischen Quellen schöpfend - so gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, geht er in seiner Naturkunde, und dort im XV. Buch "Über die Bäume und Sträucher", auch auf einen anderen Aspekt unseres Themas ein. Im Zusammenhang mit dem Lorbeer stellt er fest, "unius arborem latina lingua nomen inponitur viris" (Kap. 40), dass also der Lorbeer der einzige Baum ist, nach dem in der lateinischen Sprache auch Männer benannt werden. Mit anderen Worten: Von Bäumen und Sträuchern wurden ansonsten nur Frauennamen abgeleitet. Allein vom Lorbeer, dessen Blätter als Ehrensymbol für Sieger und Poeten galt, konnten auch männliche Namen ihren Ursprung nehmen.

Und so ist auch nicht weiter verwunderlich, dass uns die lateinische Version des Namens, nämlich "Loreius", auch in der Ausgabungstätte Pompeji begegnet. Dort gibt es nämlich das Haus des Loreius Tiburtinus
, eine gut erhaltene Villa, die besonders für ihre Gärten und die kunstvolle Ausgestaltung bekannt ist, von der allerdings Ende Dezember 2011 eine Säule eingstürzte, was uns natürlich gewaltig grämt. Dass sich die damaligen Ausgräber freilich irrten, weil es sich dabei eigentlich um das Haus des Octavius Quartio handelt und Loreius Tiburtinus ehemals direkt gegenüber wohnte, muss uns nicht weiter irritieren. Denn damit ist unsere älteste Quelle für den also zweitausend Jahre alten Namen nicht wirklich beschädigt. Im Internet findet man übrigens eine Reihe hübscher Aufnahmen und auf Youtube kann man einen kleinen kommentierten Spaziergang durch die weitläufige Villa machen.

LOREY – ein kulinarische Spezialität?

Aber auch in anderen überraschenden Zusammenhängen kann man auf die Schreibung LOREY stoßen.
In einer englischen Kochbuchhandschrift, die etwa um 1430 niedergeschrieben wurde - dem sogenannten Harlean Manuskript Nr. 279 der British Library – findet sich unter den mehr als 250 Rezepten auch ein Gericht, das uns neugierig machen könnte. Die Rezeptanweisung Nr. 105 ist nämlich mit „Lorey de Boolas” überschrieben. Im Mittelenglischen, das nach der normannischen Eroberung vom 12. bis zum 15. Jahrhundert auf der Insel gesprochen wurde, steht „Lorey“ oder „Lorei“ für „Mus“ oder „Purré“. Mit "Boolas" oder "Bolas" ist eine wilde Pflaumensorte gemeint, und damit handelt es sich bei „Lorey de Boolas” schlicht um eine Art Pflaumenmus.

Bei genauer Betrachtung erweist es sich freilich als ein typisch mittelalterliches Gericht und wegen der verwegenen Kombination seiner Zutaten würde man sich heute vermutlich nur schwer dazu entschließen, es zu seiner Lieblingsspeise zu erwählen. Das Rezept geht nämlich so: Man soll Pflaumen kochen und durchpassieren, dann erneut in Fleischbrühe und zusammen mit Fisch aufs Feuer geben, anschließend wieder durch ein Sieb geben, mit Zimt, Ingwer und Honig würzen und servieren.

Aus Sympathie für eine frühe namensähnliche Erwähnung würde man indes lieber zu einem Gericht seine Zuflucht nehmen, das in einer noch älteren englischen Kochbuchhandschrift, dem "Forme of Cury", zu finden ist. Auch dort könnte man gewissermaßen eine Anspielung auf unseren Namen vermuten. Das Rezept ist nämlich überschrieben mit "Lete Lorye" und stellt uns eine kulinarische Kreation der englischen Küche zu Zeiten von König Richard II. (1367-1400) vor. Unter den wachsamen Augen seiner Ärzte wurde die Pergamenthandschrift um 1390 von seinem Hofkoch niedergeschrieben. Und als einem der ältesten Zeugnisse englischer Küchentradition hat man ihm die prägnante Bezeichnung "English MS 7" spendiert, das in der John Rylands University Library in Manchester aufbewahrt wird.

Trotz seines ehrwürdigen Alters kommt dieses Rezept unseren heutigen Speisegewohnheiten entschieden näher als das oben erwähnte „Lorey de Boolas“. Es handelt sich nämlich schlicht um ein Rührei, zu dessen Zubereitung der Koch neben etwas Butter nur noch Kuhmilch, Salz und Safran braucht.

lxxix. Lete lorye.

Tak ayroun & wryne hem thurgh
a straynour & do therto cowe
mylke with butter & safroun &
salt, seeth it wel, leshe it
& loke that hit be stondyng

Allerdings bleibt festzuhalten, dass es sich in beiden Fällen um Folklore handelt (engl.: folk=Volk, lore=Überlieferung) und nicht um “lore”, also um „Überlieferung“ zum Namen Lorey.


Von LOREY nach LE LOREY

Doch
kehren wir zum sympathischeren Lorbeer zurück, der uns wieder begegnet, wenn wir uns dem Namen LOREY und seinem Vorkommen in Frankreich zuwenden. Mehrere Orte tragen diesen Namen. Einige liegen nahezu auf einer fiktiven Linie, LOREY in Frankreichdie vom nordwestlichen Teil Frankreichs nach dem Südosten, zum Departement Jura, weist. Sie reicht von LE LOREY in der Normandie (nahe bei Marigny und der Stadt St. Lô) über LOREY (von 1127 bis 1168 auch als Loyreo belegt) im Tal der Eure, nach der ebenfalls das Departement, ca. 80 km westlich von Paris, benannt ist. Die Linie der Gemeinden endet im Jura bei LORAY im Departement Doubs (das Dorf hieß früher Laurabuc), nur ein paar Kilometer entfernt von Pontarlier gelegen. Auch der Ort Leury-Mardigny im Departement Mosèl hieß noch bis ins Jahr 1409 LOREY. Und auch LORRY im Kreis Metz leitet sich vom Lauriacum (seit 945) ab.

All diese Namen gehen auf den "laurus" zurück. Eine ursprüngliche Annahme, nach der sich der in Deutschland vorkommende Name Lorey auf hugenottische Flüchtlinge zurückführen ließe, von denen sich nach ihrer erzwungen Flucht Ende des 16. Jahrhunderts eine große Zahl in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands niederließ, ist nur schwer aufrecht zu erhalten. Dazu ist der Name schon zu früh im Deutschen belegt und viele seiner Träger scheinen zu eindeutig in der Wolle katholisch gefärbt.

Auch im Departement Eure selbst ist LOREY als Familienname eher eine Seltenheit. Orte in FrankreichDas schon erwähnte "Lorey-Familien-Buch" von 1995 kennt dort nur eine einzige Nennung. Auch gibt es im Schloss von LOREY, das ein wenig heruntergekommen wirkt, wie ich 1991 feststellen konnte, keinen Bewohner dieses Namens. Ab 1842 hatte sich dort für kurze Zeit der Schriftseller Alfred de Musset (1810-1857) zurückgezogen, um sich von seinen Krankheiten zu erholen. An diesen Auftenthalt erinnert heute noch eine Strasse, die seinen Namen trägt. Im 15. Jahrhundert allerdings gab es dort einen Seigneur de Lorè, übrigens ein Kampfgenosse der Jeanne-d’Arc, der 1437 in Paris schließlich zum Stadtvogt berufen wurde. In der regionalen Überlieferung wurde er freilich eher unter seinem Spitznamen „Barbe Bleue“ (= Blaubart) bekannt.

Auf dem kleinen Friedhof der Gemeinde, die heute zur Ortschaft Breuilpoint gehört, wimmelt es dennoch von Gedenksteinen, auf denen in immer neuen Varianten das herzlichste Gedenken der "amis de Lorey" vermerkt ist. Und das bedeutet die Freunde aus Lorey und nicht, wie man sich wünschen könnte, die Lorey-Freunde.

LOREY - die Bader

Auf dem Umweg über den Lorbeer und das Nachbarland Frankreich nähern wir uns jetzt den fränkischen Vorfahren, von denen sich die ehemals in Bingen-Dietersheim ansässige Lorey-Sippe abzuleiten hat. Bis zur Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert lassen sich in der Gemeinde Geiselwind (etwa auf halber Strecke zwischen Würzburg und Bamberg) sowie in den Gemeinden Stadelschwarzach, Neus(s)es und Laub die Ahnen der Familie nachweisen. Auch heute sind in dieser Region die Träger des Namens noch auffallend zahlreich vertreten. Die letztgenannten Orte sind nach der Gebietsreform in der Gesamtgemeinde Prichsenstadt aufgegangen, einer Weinbaugemeinde im Maintal, wenige Kilometer südwestlich des Städtchens Volkach gelegen. Der älteste bisher nachgewiesene Vorfahre ist der oben schon genannte Johann Lorey, der seine Hauptlebenszeit wohl in Geiselwind verbracht hat. Er erscheint als der Urvater der weit verzweigten fränkischen Sippe. In Geiselwind sind jedoch weder sein Geburts- noch sein Todesdatum bezeugt und diese Daten konnten bisher auch nicht ermittelt werden.

Johann Lorey war also ein "Zugereister", möglicherweise gar aus dem Bayerischen stammend, wie aus den Herkunftsorten einiger Tauf- und Trauzeugen vermutet werden kann. Rathaus von GeiselwindNach seinem Tod wurde er nicht in der Nähe seiner Nachkommen beigesetzt, die sich nun in der Region ansiedelten. Durch seine Eheschließung mit Eva Barbara N.N. und durch die Geburt ihrer gemeinsamen vier Kinder ist seine Existenz in Geiselwind jedoch zweifelsfrei belegt. Darüber hinaus finden sich in den alten Rechnungsbüchern des Gemeindearchivs, die leider nur wenig erschlossen sind, mehrere Dokumente, die ihn als Ortsansässigen ausweisen. In den Jahren 1725 und 1737 erwirbt er zum Beispiel Holz aus dem Gemeindewald, und im Steuerbuch von 1719 bis 1729 findet sich ein Beleg dafür, dass er für seine Hausgenossen 30 Kreuzer Steuer entrichtet hat. Vermutlich ist er im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts geboren.

Es ist sein Beruf, der uns wieder zur Genese des Familiennamens Lorey zurückführt.
(Mehr zum Beruf des Baders gibt es hier.) Johann Lorey ist Bader, balneus, wie es in den alten kirchlichen Einträgen auf Latein heißt. Und sein Sohn, wenn nicht gar auch noch einer seiner Enkel, üben den gleichen Beruf aus. Damit sind wir wieder beim volkstümlichen Heilmittel Lorbeer-Öl, oder dem niederdeutschen "Lorolie", das auch bei der Berufsausübung des Baders mitunter eine Rolle spielen konnte.

Der Bader beim Schröpfen (1612)
Um diese Zeit ist der Bader noch immer der Arzt und Gesundheitsberater des kleinen Mannes, der in der Regel weder das Geld hat, um die teuren und meist nur in Städten praktizierenden "Schulärzte" zu konsultieren, noch sich in Krankheitsfällen in den ebenfalls zumeist nur in den Städten angesiedelten Apotheken zu versorgen. So blieb nur der Bader, der mit seinem einfachen Wissen und seiner praktischen Erfahrung der ländlichen Bevölkerung zur Seite stand und sie mit seinen zumeist selbst hergestellten Mittelchen versorgte. Er ist bei den kleinen, mittleren und auch großen gesundheitlichen Unfällen des Lebens die einzige Hilfe und er praktiziert das, was man heute "volkstümliche Medizin" nennt. Manchmal betreibt er vielleicht auch ein wenig Magie, wenn seine Kundschaft ihn schön darum bittet. Aber nicht deswegen ist sein Ansehen ein wenig zweifelhaft. Der traditionsreiche Beruf gilt als Handwerk, aber nicht als "zünftig". Der Bader ist keiner Zunft angeschlossen, und seine Tätigkeit gehört seit alters zu den "unehrenhaften" Berufen, was ihn und seine Nachkommen über die Jahrhunderte mancherlei Aussenseitererfahrung bescherte.

Und wenn nun einer mit dem Namen Lorey heute das drängende Bedürfnis verspürte, sich und seine Familie mit einem schönen Wappenschild zu schmücken, so sollte er nicht der Versuchung erliegen, zum Angebot eines französischen Schildermalers zu greifen, der im Internet zum Namen Lorey ein Wappenschild mit der Darstellung eines robusten Wildschweins anbietet. Mit einigem Recht sollte er vielleicht lieber zu einem Lorbeerblatt greifen, auch wenn damit nicht zugleich ein Aufstieg zum Poeta laureatus garantiert ist, wie dies etwa für den großen Francesco Petrarca gilt.

Wenn hier einige plausible Gründe für die Deutung zum Namen Lorey zusammengetragen sind, so sei gerne eingeräumt, dass damit wohl nicht auch schon alle Geheimnisse des Namens gelüftet sind. Und deshalb ist der Autor jederzeit für weitere Hinweise dankbar.
Kontakt: info(at)elmar-lorey.de

 

Eine kleine Beschreibung zum Beruf des Baders kann man hier als finden



Stand: 1/2017
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